Indian Motorcycle Scout: Modellpflege mit Leistungsnachschlag

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Alle fünf Scout-Modelle haben einen langen Radstand von 1562 mm, einen flachen Lenkkopfwinkel von 60,6 Grad und einen Nachlauf von 123 mm, bis auf die Bobber mit 125 mm. Ein Wunder an Handlichkeit darf also bei keiner Scout erwartet werden, die Schräglagenwinkel beschränken sich ohnehin nur auf 33 Grad. Die Scout Classic und die Super Scout haben Drahtspeichenfelgen, während die anderen drei Modelle auf Gussfelgen stehen. Erstaunlicherweise rollen alle fünf Modelle auf der identischen Hinterreifengröße 150/80-16. Vorne verwenden die Sport Scout und 101 Scout aus stilistischen Gründen die Reifendimension 130/60-19, während die anderen auf 130/90-16 setzen.

Womit wir zu den Stilunterschieden kommen. Die puristischste Variante stellt die Scout Bobber dar mit verhältnismäßig kurzen Radabdeckungen vorne wie hinten und einem flachen Lenker mit nach unten hängenden Rückspiegeln sowie eine winzige Lampenverkleidung um den Rundscheinwerfer. Sie ist die leichteste Version der neuen Scouts, bringt aber trotzdem noch 246 kg mit vollem 13-Liter-Tank auf die Waage. Die Scout Bobber ist mit 51 mm Federweg hinten und 665 mm Sitzhöhe auch am flachsten. Die anderen Modelle haben 76 mm Federweg, die Sitzhöhe ist allerdings nur um 15 mm höher. Sie ist in der Basis-Ausführung komplett in mattschwarz lackiert.

Indian Scout (7 Bilder)

Der eigentlich flache Lenker der Sport Scout ist mit einem Riser erhöht und die Sitzbank bietet hinten eine kleine Abstützung für den Fahrer.
(Bild: Indian)

Bei den aufpreispflichtigen Versionen stehen weitere Farben zur Verfügung, bei denen jedoch nur der Tank und die Radabdeckungen entsprechend lackiert werden. Wer einen Sozius mitnehmen möchte, wird allerdings genötigt, mindestens 290 Euro für einen winzigen Passagiersitz und 273 Euro für Sozius-Fußrasten auszugeben. Das gilt für alle Scout-Modelle, außer der Super Scout. Eine Preispolitik, die sich nur an Singles wendet, sollte Indian nochmal überdenken.

Wie die Bezeichnung Scout Classic schon verrät, liegt bei ihr der Fokus auf einem nostalgischen Eindruck. Sie kommt mit Chrom an Auspuff, Drahtspeichenrädern und Zylinderköpfen. Auch der hoch gekröpfte Lenker ist ebenso verchromt wie die Rückspiegel. Die Radabdeckungen sind bei der Classic deutlich voluminöser geraten. Sie startet bei 15.690 Euro, die Limited ist 1000 Euro teurer und die Limited-Tech liegt bei 17.990 Euro. Die Sport Scout soll mit einer kleinen Verkleidung samt Windschild etwas sportlicher wirken, ihr eigentlich flacher Lenker ist mit einem Riser erhöht und die Sitzbank bietet hinten eine kleine Abstützung für den Fahrer. Was aber ein 19-Zoll-Vorderrad mit Sport zu tun hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Leider muss der Fahrer auch auf der Sport Scout seine Füße weit vorn parken, zudem ist sie mit 248 kg Leergewicht nicht gerade schlank geraten. Die Sport Scout kostet so viel wie die Classic, nur die Limited-Tech-Variante ist mit 17.690 Euro etwas günstiger.

Bad Gateway

Die Super Scout gibt es nur als Limited-Tech-Version sowie mit Soziussitz, Satteltaschen und einem hohen Windschild, entsprechend wiegt sie üppige 268 kg und kostet 18.990 Euro. Sie soll den luxuriösen Tourer der Reihe darstellen. Das Topmodell schließlich bildet die 101 Scout. Sie nimmt Bezug auf ein berühmtes Modell, das von 1928 bis 1931 gebaut wurde und sich bei Rennen einen guten Ruf erarbeitet hatte. Deshalb erweist sich die neue 101 Scout mit 111 PS und 109 Nm auch als kräftigste Scout. Wie die Mehrleistung zustande kommt, verrät Indian nicht. Die 101 Scout besitzt statt einer Telegabel eine Upside-down-Gabel mit 150 mm Federweg und Druckausgleichsbehälter an den beiden hinteren Federbeinen, um sie in der Vorspannung einstellen zu können. Zudem bietet sie als einzige Scout nicht nur zwei 320-mm-Scheibenbremsen am Vorderrad, sondern auch radial montierte Vierkolben-Bremszangen von Brembo, während die übrigen Versionen mit einer einzelnen Zweikolben-Schwimmsattelbremse am Vorderrad auskommen müssen. Erstaunlicherweise kostet die 101 Scout, trotz der erheblich besseren Ausstattung bei Fahrwerkselementen und Bremsen, mit 18.990 Euro genauso viel wie die Super Scout.

Indian hat die Scout mit einem kräftigeren Motor aufgerüstet und wechselt von Aluminium- auf Stahlrahmen. Um ein breites Spektrum an Kunden abzudecken, kommt die Scout in fünf Versionen auf den Markt, die sich auch noch in drei Ausstattungslinien aufteilen und sich mit über 100 Zubehörteile aufpeppen lassen. Dennoch muss sich die Marke Fragen nach ihrer Preispolitik gefallen lassen. Dazu gehört zum Beispiel, warum die Basis-Versionen für immerhin mindestens 15.390 Euro nicht über Schlupfregelung verfügen, obwohl die technischen Voraussetzungen gegeben sind. Bei 108 Nm Drehmoment ist das nicht nur geizig, sondern schlichtweg gefährlich.