"Manor Lords" angespielt: Aufbaustrategie für Kenner​

"Anno" & Co aufgepasst: "Manor Lords" vom Ein-Mann-Studio Slavic Magic sägt am Thron großer Vorbilder. Es ist komplex und anspruchsvoll, aber sperrig. ​

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Screenshot aus "Manor Lords" zeigt mittelalterliches Dorf

Ein Dorf aufbauen und verteidigen: der Spielinhalt von "Manor Lords".

(Bild: Hooded Horse)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Das Aufbaustrategiespiel "Manor Lords" wurde mehr oder weniger im Alleingang entwickelt – und gehört trotzdem zu einem der am meist erwarteten Spiele auf Steam. Entwickler Greg Stycen inszeniert einen komplexen Städtebau im Mittelalter, der es in sich hat. Das wirkt schon in der Early-Access-Phase enorm anspruchsvoll, muss aber in Sachen Zugänglichkeit nachlegen.

Ja, wo laufen sie denn? Wieso ziehen die Siedler nicht in die Häuser ein? Ach, und jetzt werden sie auch noch krank – in "Manor Lords" ist auf den ersten Blick nichts eindeutig. Das Tutorial beschränkt sich auf ein paar Tooltipps, einige sind in der frühen Early-Access-Phase nur Platzhalter. Welche Produktionsketten von was abhängig sind, erschließt sich zunächst nicht.

"Manor Lords" angespielt (5 Bilder)

Komplexe Aufbaustrategie: "Manor Lords" setzt auf realistischen Städtebau im Mittelalter.​ (Bild: heise online)

"Manor Lords" ist ein ambitioniertes und etwas sperriges Aufbaustrategiespiel für Einzelspieler, das es mit der Konkurrenz von "Anno", "Siedler" und zuletzt "Pioneers of Pagonia" aufnimmt. Anfangs wählen die Spieler unter drei Szenarien mit unterschiedlichen Siegchancen: In "Rise of Prosperity" müssen die Spieler einen bestimmten Fortschrittlevel mit ihrer Stadt erreichen. Bei "Restoring the Peace" geht es um die Macht in einer Region durch Handel und Krieg und in "On the Edge" müssen sich die Spieler gegen angreifende Konkurrenten und Banden wappnen. Toll: Der Schwierigkeitsgrad kann individuell in vielen Punkten angepasst werden.

Wo die Konkurrenz teilweise auf Fantasy-Elemente setzt, bleibt "Manor Lords" realistisch. Ochsenkarren transportieren Baustoffe und der Weizenanbau muss an die Jahreszeiten angepasst werden. Zur besseren Übersicht kann eine Karte der Rohstoffe und der Fruchtbarkeit des Landes angesehen werden. Oft müssen die Spieler ihre Strategie anpassen und fehlende Rohstoffe über den Handel mit anderen Regionen beschaffen.

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Viele Gebäude sind ausbaubar. Naben den Handwerksbetrieben können die einfachen Hausbewohner in ihrem Garten Gemüse anbauen oder später Kleider nähen. Am Markt können die Waren verkauft werden. Mit der Zeit wächst der Wohlstand und die Siedlung steigt in Entwicklungsstufen auf. Mit den gewonnenen Entwicklungspunkten können die Spieler ihre Siedlung in Bereichen wie Nahrungssuche, Handwerk oder Militär ausbauen.

In manchen Szenarien müssen die Spieler ihre Siedlung gegen Banditen oder Konkurrenten verteidigen. Wie in einem Echtzeitstrategiespiel werden Soldaten aus den Siedlern rekrutiert, die dann in den Krieg ziehen. Der Ablauf war zumindest in unseren Anspielstunden simpel – entscheidend waren Ausrüstung und Zustand der Soldaten.

Das komplexe Spektakel der "Total War"-Spiele erreichen diese Schlachten nicht. Die bisherige visuelle Umsetzung ist detailliert, aber effektarm. Auch beim Aufbau-Part sind die Animationen der einzelnen Bewohner durch den freien Zoom gut zu beobachten, aber von einem Wusel-Look im Stil der "Anno"-Spiele ist das weit entfernt. Ein spielerisch unnützes Gimmick ist der Sprung in die Schulterperspektive, wenn das Stadtoberhaupt aus nächster Nähe das Treiben seiner Untertanen beobachtet. "Manor Lords" hat seine Stärken weniger in einer spektakulären Umsetzung, sondern in komplexen Spielmechaniken für anspruchsvolle Aufbau-Fans.

"Manor Lords" verspricht viel: komplexe Aufbaustrategie, Realismus und spannende Mittelalter-Schlachten. Das ambitionierte Projekt bietet schon in der Early-Access-Version eine enorme Spieltiefe und stundenlangen Spielspaß, der Genre-Fans anspricht.

Was aber noch fehlt, ist ein zugänglicher Einstieg in die komplexen Spielmechaniken. Am Anfang mangelt es an Überblick, man braucht ein paar Stunden Einarbeitungszeit. Umso größer ist die Genugtuung, wenn endlich der Produktionskreislauf in Gang kommt und die kleine Siedlung immer reicher und größer wird. "Manor Lords" ist kein kurzweiliger Zeitvertreib, sondern anspruchsvolle Aufbaustrategie, die schon im Early Access wochenlang fesseln kann.

"Manor Lords" ist als Early-Access-Version für PC erschienen. Es kostet ca. 40 €. USK nicht geprüft.

(dahe)